Kobalt zukünftig in Batterien ersetzen (2024)

Ohne Kobalt wird es schwer, wiederaufladbare Batterien herzustellen. Vor allem für Lithium-Ionen-Batterien ist der Bedarf am begehrten Kobalt groß. Batterien sind mit knapp 46 Prozent das mit Abstand wichtigste Anwendungsfeld von Kobalt, einem metallischen Rohstoff, der in größeren Mengen im Meer als an Land vermutet wird. Die Nachfrage für Batterien könnte 2050 zweimal so hoch sein wie die heute identifizierten Kobaltreserven an Land. In Batterien ist Kobalt vor allem wichtiger Bestandteil der Kathode und er stellt aufgrund seines hohen Marktpreises die teuerste Komponente dar.

Hinzu kommt ein hohes Länderrisiko für Kobalt. Laut Prognosen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Ressourcen für das Jahr 2026 werden über 70 Prozent des Kobalts aus der weltweiten Bergwerksförderung allein aus der diktatorisch geführten Demokratischen Republik Kongostammen und China hat sich diese Reserven bereits fast vollständig gesichert (DERA). Die Abhängigkeit von einem Staat wie der DR Kongo, den die Vereinten Nationen im Human Development Index auf Platz 176 führt und in welchem intern große gewalttätige, politische Machtkämpfe ausgefochten werden, ist äußerst kritisch.

Häufig nicht im öffentlichen Bewusstsein ist die Tatsache, dass Kobalt meist nur als Nebenprodukt von Nickel und Kupfer abgebaut wird. Fällt deren Preis, wird der Abbau von Nickel bzw. Kupfer also unattraktiver, hat das direkte Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Kobalt (s. Abb. 1). Die wenigen Batterieproduzenten haben zudem eine große Einkaufsmacht. Sie kontrollieren nahezu80 Prozentdes Marktes und hatten in den letzten Jahren aufgrund alter bestehender Verträge mit Autokonzernennur eine geringe Gewinnmarge. In den nächsten Jahren muss deshalb mit großen Preissteigerungen gerechnet werden.

Um die Abhängigkeit von Kobalt zu reduzieren, wird intensiv nach Rohstoffen geforscht, die diesen in Batterien zu ersetzen vermögen. Ziel ist es, Materialien zu verwenden, die zum einen reichlich vorhanden, gleichzeitig jedoch weniger toxisch sind als Kobalt. Beispielsweise führt Kobaltbeim Menschen zur Schädigung der Schilddrüse. Bei einer wachsenden Nutzung von Batterien dürften sich die gesundheitlichen Risiken verschärfen, wenn durch Alt-Akkus aus E-Bikes oder E-Autos giftiger Abfall anfällt. Doch wie kann man sich eine Substitution dieses einen, momentan noch so wichtigen Rohstoffs vorstellen, kann das überhaupt gelingen?

Einsparpotentiale für die Elektromobilität groß

In Smartphones und Tablets werden kobaltreiche Hoch-Energiebatterien voraussichtlich kaum ersetzt werden können. Bei diesen Geräten liegt der Anteil von Lithium-Kobaltdioxid (LiCoO2) bei knapp 80 Prozent. Und in diesen Geräten ist auch der Kobaltanteil relativ am größten, denn das Ziel ist, eine möglichst hohe Energiedichte bei kleiner Größe zu erreichen. So ist der stabilisierende Effekt von Kobalt in den Oxidschichten unverzichtbar, sodass die Verwendung von kobaltreichem Kathodenmaterial wie LiCoO2aller Voraussicht nach für tragbare Geräte auch in Zukunft nahezu unumgänglich bleibt.

Für die Elektromobilität wie auch Energiespeichersysteme in Häusern hingegen sind die Einsparpotentiale für Kobalt sehr groß. Nur ein Drittel, teils auch noch weniger Kobalt würde gebraucht, wenn nickel- und kobaltarme Kathoden zum Einsatz kämen.

Erforschung alternativer Batterietypen ist in vollem Gange

Potentiell kobaltarme Batterien enthalten vor allem mehr Nickel und Mangan. Bei diesen Anwendungen rückt Nickel an die Stelle von Kobalt als elektrochemisch aktive Komponente. Unserer Einschätzung hier am Helmholtz-Institut Ulm für zukunftsweisende elektrochemische Energiespeicherung (HIU) nach, wird es jedoch noch zehn bis zwanzig Jahre dauern, bis sich marktfähige Lösungen ergeben, die nahezu oder idealerweise vollkommen ohne Kobalt auskommen und ähnliche oder gar höhere Energiedichten bieten.

Die Erforschung von kobaltfreien Energiespeichermaterialien und Post-Lithium-Ionen-Technologien wie bspw. Lithium-Schwefel-Batterien ist jedoch in vollem Gange – dies parallel zu Lithium-freien Technologien, die auf unkritischen Elementen wie Natrium oder Magnesium, aber auch Zink, Kalzium und Aluminium basieren.

Eine vielversprechende Alternative sind insbesondere Natrium-Ionen-Batterien. Diese basieren auf Natriumkarbonat (Na2CO3), Natriumsulfat (Na2SO4) aber auch einfachem Natriumchlorid als Ausgangsmaterialien. Der Vorteil hier: In diesem Batterietyp müsste überhaupt kein Kobalt verbaut werden. Doch dieser Batterietyp wird voraussichtlich immer nur eine Ergänzung darstellen und erst dann zum Einsatz kommen, wenn sich Lithium verknappt und der potentielle Preisvorteil stark ins Gewicht fällt. Insbesondere Natriumkarbonat ist als Ausgangsstoff reichlich verfügbar und kann auch aus Kochsalz gewonnen werden.

Sicher ist, dass Natrium-Ionen-Batterien weniger toxisch sind. Doch die Atommasse und das Redoxpotential von Natrium sind höher, die Energiedichte somit niedriger – alles Faktoren, die ihren Einsatz momentan noch weniger attraktiv gestalten. Dennoch sind sie für stationäre Energiespeicher potentiell hoch interessant. Allerdings sind hier noch mehrere große wissenschaftliche Fortschritte hinsichtlich der Effizienz der aktuell vielversprechendsten Komponenten für die Anode und Kathode nötig, damit Natrium-Ionen-Batterien eine echte Alternative darstellen.

In der Zwischenzeit muss vor allem die Lithium-Ionen-Batterie besser werden. Und dies schnell, denn: In der errechneten Anzahl an elektrischen Geräten, die sich 2050 im Umlauf befinden werden, würden Batterien Energie von insgesamt circa 15.056 – 107.390 Gigawattstunden pro Jahr speichern müssen. Dem gegenüber steht eine Batterieproduktion, die akkumuliert weltweit allerdings nur „magere“ 1.540 Gigawattstunden pro Jahr leisten kann. Dass man hierbei den Kobaltanteil reduzieren oder komplett darauf verzichten kann, hängt von notwendigen Innovationen ab.

Beitrag erstellt am 6. Dezember 2018

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Author: Kieth Sipes

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